Hamburger Feuerlöschboote

Hamburger Schutenspritzen


Die ersten Schutenspritzen gab es bereits im 18. Jahrhundert. Es waren hölzerne Boote von ungefähr zehn Metern Länge, auf denen eine Kolbenpumpe aufgesetzt war. Das Wasser wurde durch den Schiffsboden angesaugt. Als Wetterschutz für die Pumpe diente eine Abdeckung aus Holz.

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Hamburger Feuerlösch- und Ambulanzboote

Das Feuerlöschboot "Feuerwehr IV" wurde im Jahre 1930 bei der Berufsfeuerwehr Hamburg in Dienst gestellt und 1980 wieder ausgemustert. Auch heute noch kann man dem voll betriebsfähigen Oldtimer-Feuerlöschboot im Hamburger Hafen, auf der Elbe und auf anderen deutschen Wasserstraßen begegnen. Die öffentliche Ausschreibung des Bootes erfolgte 1929. Die Werft August Pahl in Finkenwerder gab mit 71.900,- RM das preisgünstigste Angebot ab. Die Werft empfahl sich mit Feuerlöschboot-Neubauten für die Feuerwehren Dresden, Harburg, Rio de Janairo und Amsterdam, der Marinewerft Wilhelmshaven und dem Hafenamt Altona. Außerdem baute die Werft Pahl bereits 1927 das Feuerlöschboot "Feuerwehr III".

Am 10.12.1929 erhielt sie den Zuschlag mit der Auflage einer Fertigstellung innerhalb von 6 Monaten. 50 % der am Bau beteiligten Arbeiter mussten vom Arbeitsamt Hamburg vermittelte Arbeitslose sein.

Das Boot entsprach der modernsten Technik damaliger Zeit und ist vom Typ her eine "gedeckte Motorbarkasse". Statt der sonst üblichen Schraubenumdrehungen von 500 U/min wurde ein entsprechendes Umsetzungsgetriebe mit einer Schraubendrehzahl von 350 U/min gewählt. Der damalige Oberbaurat Schmidt führte dazu aus: "Diese Schraubendrehzahl wird das Boot besonders günstig für Fahrten im Eis befähigen; denn wenn die Motorboote bei Fahrten im Eis den Dampfbooten bisher unterlegen sind, so ist der Grund hierfür die größere Drehzahl der Schraube gewesen. Die für das neue Feuerlöschboot gewählte Drehzahl von 350 U/min ist nun aber gleich derjenigen der Dampfboote. Es wird daher in seiner Eignung für Eisfahrten diesen gleichkommen". Vom Typ her ist es eine "gedeckte Motorbarkasse".

Das Feuerlöschboot wurde 1930 an der Hafen-Feuerwache Steinwerder, neben der Ellerholtzschleuse in Dienst gestellt und auf der Ober- und Unterelbe sowie im gesamten Hafenbereich zu Schiffs- und Schuppenbränden eingesetzt. Es half im Krieg die schweren Schäden im Hafen zu beseitigen. Auch als Unfallboot, zur Versorgung von Verletzten und deren Transport von Bord der Schiffe zu Übergabestellen an Landfahrzeuge, wurde es eingesetzt.

Den Krieg überstand das Feuerlöschboot fast unbeschadet. Bei der großen Sturmflut 1962 wurden mit ihm einige Menschen vor dem Ertrinken gerettet.

Nach 50 Dienstjahren ist das Feuerlöschboot 1980 ausgemustert worden. Im Laufe seiner Dienstzeit hat das Boot sechsmal seinen Namen gewechselt.

1930 - Feuerwehr IV
1937 - Feuerschutzpolizei IV
1945 - Löschboot IV
1966 - Oberbaurat Schmidt
1984 - Walter Hävernick
2005 - Feuerwehr IV

Technische Daten:

 Baujahr: 1930
 Bauwerft: August Pahl in Hamburg Finkenwerder
 Neubau Nr.: 152
 Länge: 16,50 Meter
 Breite: 3,60 Meter
 Seitenhöhe: 1,60 Meter
 Tiefgang: 1,40 Meter
 Verdrängung: 26,5 Tonnen
 Rumpf: Eisenplatten genietet

Maschinenanlage:

Die erste Hauptmaschine war ein 6 Zylinder Benzinmotor von Maybach mit einer Leistung von 100 PS bei 1850 U/min. Dieser Motor wurde 1952 durch einen 6 Zylinder Dieselmotor von MWM mit 128 PS bei 1000 U/min ersetzt. Im Jahre 1966 wurde das Löschboot mit einem 6 Zylinder Dieselmotor von Mercedes Benz, OM 856 mit 120 PS bei 1500U/min. neu motorisiert.

Hinter der Hauptmaschine liegt das hydraulische Wendegetriebe, welches die Welle mit Propeller rechtsherum antreibt. Das Getriebe wurde so gewählt, dass die Schraube eine max. Drehzahl von 350 U/min. erreichte. Diese Drehzahl sollte das Boot besonders bei Fahrten im Eis begünstigen, denn 1930 waren Motorboote durch ihre Drehzahl von 500 U/min. an der Schraube den Dampfschiffen unterlegen.

Feuerlöschpumpe:

Zentrifugal-Schaltpumpe von Amag-Hilpert
2500 L/min bei 10 bar
5000 L/min bei 5 bar
4 B-Anschlüsse

Als bekannt wurde, dass das Feuerlöschboot ausgemustert werden sollte, haben sich zehn engagierte Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr Hamburg um den Erhalt bemüht und das Museum für Hamburgische Geschichte war bereit, das Boot zu übernehmen. Von 1981 bis 2005 war das Löschboot im Besitz des Museums für Hamburgische Geschichte und die engagierten Feuerwehrleute restaurierten es auf dem Gelände der Werft Blohm & Voss in dreijähriger Arbeit nach Originalbauplänen. Aus Kostengründen musste sich das Museum für Hamburgische Geschichte vom Löschboot trennen und übergab es im April 2005 dem Verein der Hamburger Feuerwehr-Historiker und es wurde wieder in "Feuerwehr IV" umbenannt. Am 21. April 2005 wurde das 75 Jahre alte Löschboot „Feuerwehr IV“ in die Denkmalliste des Denkmalschutzamtes der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg aufgenommen.

Die "Feuerwehr IV" ist das älteste deutsche noch fahrende Feuerlöschboot. Sie hat ihren Sommerliegeplatz von April bis November an der Kehrwiederspitze im Hamburger Niederhafen. Er befindet sich neben dem City-Sportboothafen und dem ältesten Hafenbecken, dem Sandtorhafen. Zu erreichen ist er mit der U-Bahn (Haltestelle Baumwall).

Die Besatzung des Feuerlöschbootes, die auch die Pflege und Wartung des Schiffes in Ihrer Freizeit ehrenamtlich ausübt, besteht aus Kollegen der Berufsfeuerwehr Hamburg.


Insofern Besatzungsmitglieder an Bord sind oder nach Voranmeldung, kann die "Feuerwehr IV" besichtigt werden.

Im Hamburger Hafen und im Museumshafen Oevelgönne ist das Löschboot bei vielen maritimen Veranstaltungen anzutreffen.

Für mehr Informationen wenden Sie sich bitte an die Löschboot-Besatzung oder an den Spartenleiter.


Veranstaltungen / Aktivitäten

Das Feuerlöschboot nahm schon an vielen nationalen Festlichkeiten teil:

Dem jährlichen Hamburger Hafengeburtstag am 2. Maiwochenende
750-Jahr-Feier der Stadt Berlin 1987 an der Spree
700-Jahr-Feier der Stadt Düsseldorf 1988 am Rhein
2000-Jahr-Feier der Stadt Koblenz 1992 an der Mosel
100-Jahr-Feier des Schiffshebewerkes Henrichenburg
und des Dortmund-Ems-Kanal im Jahre 1999
100-Jahr-Feier des Elbe-Lübeck Kanals 2000
150-Jahr Feier der Berliner Feuerwehr 2001
Raddampferparade in Dresden 2004
ZDF-Hansetreff 2004 bei Blohm & Voss im Dock 10 als Rednertribüne

Jahresberichte

Jedes Jahr wieder wird die „Feuerwehr IV“ mittels eines Kranes der Großwerft Blohm & Voss in das Winterlager gehievt und, wie auf dem Bild zu sehen, gegen Ende April für die Sommersaison wieder der Elbe übergeben. Gepflegt sieht es auf Deck, im Ruderhaus, in Vorder- und Achterkabine und im Maschinenraum aus. Für die Besatzung ist es immer wieder eine Freude, die ehrenamtlichen Winterarbeiten abgeschlossen zu haben. Wir freuten uns, wie jedes Frühjahr, auf die Tage des Hafengeburtstages sowie auf die vielen Gäste an Bord in den Sommermonaten.

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Hamburger Schutenspritzen

Für die Sicherheit des Hamburger Hafens trafen die Behörden schon immer große Vorsorge. Heute schützen die modernen Feuerlöschboote der Feuerwehr Hamburg die Hafenanlagen und die hier liegenden Schiffe. Damals erfüllten, dem Stand der Technik entsprechende, "Schutenspritzen" diese wichtige Aufgabe.

Die ersten Schutenspritzen gab es bereits im 18.Jahrhundert. Es waren hölzerne Boote von ungefähr zehn Metern Länge, auf denen eine Kolbenpumpe aufgesetzt war. Das Wasser wurde durch den Schiffsboden angesaugt. Als Wetterschutz für die Pumpe diente eine Art Hütte aus Holz.

Die Brandbekämpfung lag in den Händen der "Wittkittel". Sie sind die Vorläufer der Freiwilligen Feuerwehren Hamburgs und wurden im Volksmund nach ihren Schutzjacken aus weißen Leinen "Wittkittel" genannt.



Schiffs-Sprütze No 6


War ein Feuer auf einem Schiff oder in einer Lagerhalle ausgebrochen, eilten die Wittkittel herbei und besetzten die an mehreren Plätzen im Hafen liegenden Schutenspritzen (später auch Schiffsspritzen genannt). Mit den Kolbenpumpen an Bord, die den Handdruckspritzen an Land entsprachen (Landspritzen), pumpten die Männer große Wassermengen in das brennende Schiff.

Zur Bedienung jeder Handdruckspritze waren je 16 "Spritzendrücker" eingeteilt. Diese Brandbekämpfungsmethode muss sehr erfolgreich gewesen sein, denn die Annalen der Stadt enthalten keine Meldungen über große Hafenbrände. Im Jahre 1728 lagen am Niederbaumhaus (in der Nähe der heutigen Vorsetzen) zwei Schutenspritzen bereit. 1750 gab es schon sechs, 1820 bereits elf und ab 1832 dreizehn Schutenspritzen.

Nachbau der Schutenspritze 26

Der zur Feuerwehr Hamburg gehörende Verein "Hamburger Feuerwehr-Historiker e.V." hatte es sich zur Aufgabe gemacht, eine solche Schutenspritze wieder auferstehen zu lassen.

Dazu war es notwendig, einen hölzernen Bootsrumpf nach Originalvorbild bauen zu lassen. Die dazu gehörige Kolbenpumpe war bereits vorhanden. Von der erforderlichen Gesamtsumme konnte das Meiste durch Vereinsmittel und Spenden bereits aufgebracht werden. Den noch fehlenden Restbetrag bekam der Verein von Sponsoren aus der Hafenwirtschaft.

Im Jahr 2002 ließ der Verein eine Schutenspritze nach dem Vorbild des 19.Jahrhunderts bei einer Schiffswerft in Tönning nachbauen.

Dokumentation über Restaurierung der Handdruckspritze und den Nachbau der Schiffsspritze

Am 05. April war der Nachbau fertig gestellt und an die Feuerwehrhistoriker übergeben.



Nachbau Hamburger Schuten-spritze


Länge: 8,20 m
Breite: 3,10 m
Tiefgang: 0,50 m
Gewicht: 4000 kg
Bauwerft: Fa. Friedrich Dawatz in Tönning
Bauweise: Klinker, Spanten aus Eiche
Bootsrumpf: Iroko / Kambala
Bauzeit: 3 Monate
Übergabe: 05. April 2002
Besatzung: 16 Spritzendrücker



Löschvorführung im Alsterfleet


Am Sonntag, dem 05. Mai 2002, jährte sich auch der "Große Hamburger Brand von 1842" der seinerzeit ein Drittel der Stadt zerstörte, zum 160. mal. Unser Verein hielt diesen Tag für geeignet, mit der rekonstruierten Schutenspritze an die Öffentlichkeit zu treten, um an die große Brandkatastrophe zu erinnern. Mit Löschvorführungen auf dem Alsterfleet wurde den Hamburgern gezeigt, wie damals Brände bekämpft wurden. Die Löschmannschaften, die von unserem Verein gestellt wurden, trugen die damals üblichen Wittkittel und Schutz-Kopfbedeckungen.



Hamburger Schutenspritze


Die Schutenspritze wurde bei vielen öffentlichen Auftritten in Aktion gezeigt, zum Beispiel beim Hafengeburtstag und Alstervergnügen. Die Hamburger konnten sich auf diese Weise ein praktisches Bild machen, wie dazumal Schiffsbrände im Hafen bekämpft wurden. Ihr letztes öffentliches Auftreten hatte die Schutenspritze während der Landesgartenschau 2011 in Norderstedt.

Im November 2011 übergab der Verein die Schutenspritze an das Feuerwehrmuseum Schleswig-Holstein in Norderstedt als Dauerleihgabe.

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